Heute geht es um ein Erlebnis mit Dingo, dass mir sicher eine ganze Strähne voller grauer Haare gebracht hat. Es muss so im Sommer 2004 gewesen sein. Wir wohnten noch im Odenwald und Dingo war damals gute 13 Jahre alt. Für einen Senior war er erstaunlich fit und unser Tierarzt war immer beeindruckt.
Wie so oft drehten wir eine kleine Abendrunde - den Feldweg gegenüber unseres Hauses nach oben, am Waldrand zurück und am Bauernhof vorbei wieder Richtung Heimat. Dingo und Lady tobten über eine gemähte Wiese und hatten ihren Spaß. Kurz bevor wir zu dem Bauernhof kamen rief ich die Beiden zu mir. Mit einem eleganten Satz sprangen Beide über einen kleinen Graben und waren auch schnell da. Ich nahm Beide an die Leine und lief weiter. Dingo wollte aber eigentlich lieber noch ein paar Runden drehen und versuchte immer mal wieder trotz Leine einen Satz auf die Wiese zu machen. Nach ca. 50m jaulte Dingo auf einmal laut auf und fiel einfach um.
In diesem Moment wurde mir ganz anders. Natürlich denkt man sofort an Verletzungen, Überanstrengung und tausend andere furchtbare Dinge. Ich tastete ihn vorsichtig ab und fühlte nichts und er gab auch keinen Ton von sich. Nach einigen Minuten versuchte ich vorsichtig Dingo wieder auf die Beine zu stellen - aber das funktionierte nicht. Da stand ich nun - gut 100m zum Bauernhof und noch mal 500m bis heim. Ich überlegte was zu tun sei: Dingo hier lassen - undenkbar. Dingo tragen - nicht so einfach, aber sicher die bessere Option.
Da kamen mir zum Glück die jüngsten Bewohner des Hofs zu Hilfe. Sie hatten meine Lage bemerkt und boten ihre Hilfe an. Ich fragte die Kinder, ob sie mir vielleicht eine Schubkarre bringen könnten - so wäre der Transport am einfachsten zu machen.
Während der Älteste losging versuchten die anderen Kinder Dingo zu locken - nichts passierte. Er schien die Aufmerksamkeit zu genießen, war eigentlich auch munter ... aber er kam nicht auf die Beine.
Schnell war die Karre vor Ort und vorsichtig hob ich Dingo hinein. Er schaute durch die Gegend, aber stehen ging noch immer nicht - auch nicht mit meiner Jacke als Stütze unter dem Bauch. Es war als würde der ganze Körper nicht reagieren. Nachdem ich ihn dann vorsichtig noch mit meiner Jacke zugedeckt hatte, Ladys Leine locker am Handgelenk baumelte und Dingos Leine um meinen Hals hing war ich gerüstet für den Heimweg ... mit noch immer pochendem Herzen und einer gehörigen Portion Sorge.
Ich hob die Schubkarre ganz vorsichtig an - wollte Dingo auf keinen Fall weh tun. Ich merkte wie er etwas rutsche und überlegte schon, wie ich das verhindern konnte ... da stellte er sich hin und sprang mit einem großen Satz aus der Karre heraus und rannte ein paar große Runden um uns herum - machte einen Satz auf die Wiese und wälzte sich genüsslich!
Ich war verwundert, erleichtert und dann verwirrt. Kein Humpeln, kein Jaulen - nichts.
Die Kinder fuhren die Schubkarre zurück und ich lief heim. Gemeinsam mit meinem Mann beschlossen wir aber trotzdem zum Tierarzt zu fahren - einfach um abzuklären, dass nicht doch eine Verletzung da war.
Dingo wurde komplett auf den Kopf gestellt - es war nichts zu finden. Ich frage mich noch heute ... war wirklich etwas (geklemmter Nerv, eine Blockade oder ähnliches) oder hat er nur so lange gewartet, bis die Leine ab war um doch noch seine Runde zu drehen!
Ein Jahr später war er noch immer sehr fit - und hat Lady gezeigt wer der Herr im Haus ist :) |