ENDLICH ... Shadow der kleine schwarze Kobold war jetzt richtig müde. So anstrengend hätte er sich diesen Tag nicht vorgestellt und er hätte auch nicht gedacht, dass dieser Tag so früh kommen würde.
Aber klar, so lange er denken kann erzählte ihm seine Mutter, dass Kobold-Kinder sich ihr eigenes Heim suchen müssen, wenn sie den ersten großen Schabernack gemacht haben. Und was für ein Schabernack war das gewesen. Er hatte den Menschen bei denen seine Mutter lebte einen großen leckeren Rinderbraten geklaut und durch ein Stück Kohle ersetzt. Damit war er richtig satt geworden - aber dann fing das Drama auch schon an.
Die Menschen im Haus schimpften ganz laut und alle bekamen mit, dass irgendwer sich da ein Meisterstück erlaubt hatte. Seine Mutter hatte schnell erkannt, wessen Werk das war und ihm dann gesagt, dass heute damit auch sein Auszugstag gekommen war. Sie war auch sehr böe auf ihn, denn oft genug hatte sie ihm gesagt, er solle die kleinenDinge üben und vorallem sollte er noch lange keinen echten Schabernack mit den Menschen treiben. Shadow hatte auch wirklich vorgehabt sich daran zu halten ... aber der Duft des Rinderbratens war so gut gewesen. Seine Mutter versuchte ihm noch zu erklären, dass gerade dieser Trick nicht hätte sein müssen. Denn die Menschen bei denen seine Mutter lebte waren sehr relativ nett. Natürlich wurden alle Kobolde von den Menschen versorgt bei denen sie lebten, aber nicht alle so gut wie seine Mutter. Sie durfte im Stall leben und bekam immer frisches Stroh. Außerdem gaben die menschen immer alle Rest an sie weiter, Das hatte Shadow sich nicht vorstellen können. Schließlich waren Kobolde doch viel besser als die Menschen und konnten sich einfach nehmen, worauf sie Lust hatten. Er wollte einfach mal mehr als das, was er bekam - und der gute Duft hatte sein übriges dazu beigetragen.
Erst jetzt wurde ihm kar, dass dieser tolle Streich wirklich nicht seine beste Idee war. Eigentlich war er noch lange nicht fertig mit seiner Kobold-Ausbildung. Vieles hatte er zwar viel schneller gelernt als seine beiden Schwestern, aber manches macht ihm noch richtig Probleme. Die kleinen Späße - wie Sachen verstecken und Dinge vertuschen - die konnte er toll. Aber er konnte sich zum Beispiel nur ganz schlecht unsichtbar machen und das von Raum-zu-Raum-Wünschen klappte auch noch nicht richtig. Und das Schabernack-Handbuch hatte er auch noch nicht mal zur Hälfte gelesen. Von anderen magischen Wesen hatte er nur die Geschichten seiner Mutter gehört, aber er hatte noch nie eins gesehen. Koboldsprüche und einfach Magie, dass war eine echte Schwachstelle ... da hatte er oft einfach nicht zugehört. Er hate ja auch gedacht, er hätte noch lange Zeit das alles zu lernen.
Er versuchte mit seiner Mutter zu verhandeln, aber es half nichts. Er musste seinen Rucksack packen und sich ein eigenes Haus suchen. Aber wenigstens gab seine Mutter ihm einen Rat, wo er ein koboldfreies Haus finden konnte. Denn auch das war eine Regel, die er schnell hatte lernen müssen. In jedem Menschenhaus darf nur ein Kobold leben. Und wenn man die Markierungen eines anderen Kobolds sieht, dann muss man sich fernhalten. Als ganz kleiner Kobold hatte er das noch nicht gewusst und sich in das Nachbarshaus geschlichen. Dort wollte er eigentlich nur ganz unbeobachtet an seinen Kobold-Tugenden arbeiten. Dass dort ein anderer Kobold lebte, hatte er überhaupt nicht bemerkt. Bei einem seiner Versuche sich in einen anderen Raum zu wünschen landete er im Bett des Hauskobolds. Der war mächtig sauer. Als der aber erkannte, dass Shadow noch ein ganz junger Kobold war, da hatte er ein Einsehen und brachte ihn nur zurück zu seiner Mutter. Der war das aber sehr peinlich und sie machte das auch sehr deutlich. Eine ganze Woche lang durfte er nur keinen noch so kleinen Schabernack machen.
Jetzt trotte er in die Richtung, die seine Mutter ihm gesagt hatte und sah schon bald einige Häuser. Diesmal achtete er auch genau auf die Markierungen von anderen Kobolden - diese kleinen Abdrücke vor der Tür und an den Fenstern ... wenn man es wusste, dann erkannte man es auch schnell. Bald kam er an ein unmarkiertes Haus - irgendetwas roch zwar merkwürdig und überall war etwas Glitzer, aber es wohnte wohl wirklich kein anderer Kobold dort und so wünschte er sich hinein.
Da er sich noch nicht gut unsichtbar machen konnte, suchte er sich ein Versteck und wollte dort ruhig abwarten, bis die Menschen in dem Haus sich in der Nacht hinlegten. Er verkroch sich unter die Treppenstufen und versuchte sich nicht zu einsam zu fühlen. Fast wäre er auch eingeschlafen, da fiel ihm ein, dass er das Haus ja noch markieren musste - schließlich wollte er keinen anderen Kobold hier haben. Also schlich er sich von Zimmer zu Zimmer und hinterließ seine Zeichen. Dabei schaute er sich auch gleich um. Das Haus war nicht schlecht und irgendwo duftete es auch sehr lecker. Da merkte der kleine Kobold, dass er Hunger hatte. Vorsichtig machte er sich auf die Suche nach dem Herkunftsort des leckeren Geruchs, dabei landete er in der Speisekammer mit einem tollen Blick auf ein paar geräucherte Würste, die wohl zum Trocknen hier hingen. Während ihm schon das Wasser im Mund zusammenlief musste er einen ersten Schabernack machen und vertauschte in den Tüten Salz und Zucker ... so würden dann auch die Menschen wissen, dass ein Kobold bei Ihnen eingezogen ist.
Aber plötzlich passierte etwas ganz merkwürdiges, Salz und Zucker tauschten den Platz wieder zurück. Der kleine schwarze Kobold zweifelte an sich. Er schaute sich vorsichtig um, ob jemand da war der vielleicht gemerkt hatte, dass sein Spaß nicht funktioniert hatte.
Solche einfachen Schabernacke konnte er doch im Schlaf. Er probierte es gleich noch einmal ... und wieder wurde alles zurückgetauscht. Da hörte er ein leises, aber ganz wunderbares Geräusch und ein Duft noch besser als der von den Würsten lag plötzlich in der Luft. Shadow schaute sich wieder um und erschrak sehr. Da stand ein zartes Wesen hinter ihm das innerlich strahlte und wohl zu lachen schien! Das Wesen schaute ihn an und legte dann den Kopf leicht schräg: "Du musst aber noch ein ganz junger Kobold sein. Du hättest sonst doch gemerkt, dass ich hier mit den Menschen lebe! Mein Elfenstaub liegt doch überall und mein Duft liegt über dem Haus. Ich passe auf diese Menschen auf und habe Deinen Schabernack ungeschehen gemacht!" Und wieder lachte sie dieses wunderbare Lachen. Elfen kannte er nur aus den Erzählungen seiner Mutter - zarte und sanfte Wesen, die als einzige den Kobold-Schabernack ungeschehen machen konnten. Aber bei den Geschichten über die die Feen, die Einhörner und die Trolle hatte er nie so genau zugehört. Seine Mutter hatte hm ja gesagt, er würde das alles noch lernen.
Aber die Elfe hatte ihn sofort erkannt. Sie schaute ihn noch immer mit einem schelmischen Blick an und redete weiter: "Ich bin Cara, die Hauselfe hier. Nachdem Du jetzt ja eingezogen bist, wollte ich Dich nur warnen. Treibe keinen zu großen Unsinn - ich werde Dich im Auge behalten!" Und so plötzlich wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden - mit einem anderen sanften Geräusch und ein paar glitzernden Sternen in der Luft. Shadow stand da mit vor Staunen offenem Mund. Erst nach einem Moment fing er an sich zu ärgern, weil er der Elfe nichts erwidert hatte. Und er wusste nicht mal, ob sie ihn hören würde, wenn er jetzt noch etwas sagte. Also beschloss er, sich wieder in sein Versteck zu legen. Dann würde er im Kobold-Handbuch nachlesen, was es mit den Elfen wirklich auf sich hatte. Schon fast wieder unter der Treppe angekommen fiel ihm ein, dass er ja eigentlich etwas hatte essen wollen.
Also schlich er wieder zurück in die Speisekammer und holte sich eine von den lecker riechenden Würsten. Dann sah er sich um, ob die Elfe irgendwo war ... und als er nichts entdeckte, da vertauschte er wieder Zucker und Salz.
Oh nein wie niedlich ist diese Geschichte?
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Auenländerin
Ich hoffe, ihr habt weiterhin Freude.
LöschenZwei Tagen warten ist viel zu lang... ich möchte weiterlesen ....
AntwortenLöschenViele liebe Grüße
Sabine mit Socke
So steigt die Spannung ;) Aber es geht bald weiter.
LöschenAch wie schön und herrlich - dei Geschichte ist so etwas von fein. Wir sitzen, staunen und geniessen. Wir lieben Koboldgeschichten sehr und die vom Jungkobold Shadow geht direkt ins Herz.
AntwortenLöschenMit einem riesengrossen Dankeschön vom Jurasüdfuss grüssen
Ayka mit Erika
Mal sehen, ob wir euch durch die ganze Geschichte so erfreuen können.
LöschenSo ein herrlicher Beginn. Das erklärt bei Shadow ja so einiges ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Nadine mit Ciarán
... und vielleicht nicht nur bei Shadow ;)
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