Mittwoch, 8. Dezember 2021

Weihnachtsgeschichte 2021 - Teil 4

 


Shadow wollte sich gerade auf seine Decke legen, da kam die Menschenfrau an die Treppe. Sie klopfe vorsichtig an und fragte "Kleiner Kobold, möchtest Du vielleicht ein Kissen haben? Das ist doch viel bequemer!" Er wollte schon verneinen, aber eigentlich hatte sie ja recht. Also sagte er ganz zaghaft "Das wäre okay."

Die Menschenfrau bückte sich zu ihm herunter. Erst jetzt fiel ihm auf, wie groß diese Menschen doch waren - oder war er einfach nur klein? Unwillkürlich zuckte er zurück als die Frau ihm das Kissen auf den Boden legte. Sie lachte freundlich und meinte nur, er müsse keine Angst vor ihr haben. Außerdem würde sie ihm gerne jeden Morgen und jeden Abend eine Portion Wurst und ein Glas Milch hinstellen. Bei ihnen im Haus müsste er sein Essen nicht klauen. Und sie sacxhe mit dem Zucker und dem Saz sollte er auch besser sein lassen ... sie würde vorher immer probieren.

Vor lauter Erstaunen konnte Shadow nichts sagen. Wo war er denn hier hingeraten? Seine Mutter hatte ihm gesagt, Kobolde würden zwar ein Rest vom Essen von den Menschen bekommen - aber wären immer selbst verantwortlich für besseres Essen. Die Menschenfrau schaute ihm direkt in die Augen und schien auf etwas zu warten. Shadow wusste aber keine Antwort und hatte auch keine Idee, was jetzt wohl die richtige Reaktion wäre - so machte er einfach nichts und blieb still. Die Frau zuckte mit den Achseln und meinte nur "Cara hat wohl recht. Du musst noch einiges lernen - auch, dass Du hier sicher bist und uns vertrauen kannst. Jetzt ruh Dich nur aus und wenn Du etwas brauchst, dann frag einfach danach." Dann drehte sie sich um und ging weg.

Das war alles zu viel - Shadow war ganz durcheinander und er verstand so vieles einfach nicht. Er überlegt, ob er vielleicht Cara rufen sollte, damit sie ihm half. Aber das erschien ihm nicht richtig. Dann überlegte er, ob er nochmal zu seiner Mutter gehen sollte. Die hätte ihm sicher noch einiges erklären können und müssen. Aber sie hatte ihm ganz ausdrücklich gesagt, dass kleine Kobolde wenn sie ausgezogen sind nicht mehr zurück dürfen. Aber er musste irgendwie Antworten auf seine vielen Fragen bekommen. Er beschloss, sein Kobold-Handbuch erneut zu durchsuchen. Es gab ja vieles, was er noch nicht gelesen hatte.

Als er das Buch hervorholte kam es ihm merkwürdig verändert vor. Irgendwie schien es dicker geworden zu sein. Aber vielleicht war das auch nur so, weil er es jetzt das erste Mal ganz in Ruhe betrachtete und überlegte, wie er alles was darin stand am besten lernen konnte. Er fing an etwas zu blättern und merkte schnell: seine Mutter hatte ihm fast nur Dinge aus dem ersten Drittel des Buchs erklärt und gezeigt. Alles Dinge, die nach Ihrer Aussage absolut wichtig für Kobolde waren - herbeizaubern, wegzaubern, Schabernack und Unsinn, sich irgendwo hin wünschen. So richtig gelesen hatte er in dem Buch eigentlich nie. Seine Mutter hatte ihm und seinen beiden Schwestern das alles meistens nur erklärt und dann hatten sie es geübt. Jetzt wollte er aber doch etwas mehr wissen und vielleicht ein paar Antworten bekommen. 

Wonach sollte er denn jetzt zuerst suchen - Kobolde und Menschen, Elfen und Menschen, Elfen und Kobolde, einfach nur Menschen, warum denken Menschen, dass Kobolde Ihnen helfen können, was war Cara für eine Elfe und was war das mit der Gefahr? Das viele Nachdenken strengte Shadow sehr an und er konnte sich einfach nicht entscheiden. Wütend über sich selbst warf er das Buch in eine Ecke und schnappte sich die Wurst - Essen half ihm immer. Langsam kaute er und trank immer mal wieder einen Schluck Milch dazu. Das schmeckte so gut, besser als jede Wurst die er früher im Haus bei seiner Mutter geklaut hatte. Und auch die Milch war irgendwie süß und leicht warm - und er merkte, wie sich ein entspanntes Gefühl in ihm ausbreitete. Er fühlte, er würde schon alles lernen und es war egal, womit er anfing.

Das war die richtige Stimmung für einen neuen Blick ins Buch. Als er es aus der Ecke holte bemerkte er, dass es zufällig auf einer Seite aufgeklappt war, die eine seiner Fragen betraf: Wie Elfen Kobolden helfen können.

Merkwürdig - er konnte sich nicht erinnern, dass er gestern so etwas gesehen hatte. Aber er fing an zu lesen und vertiefte sich schnell in das Kapitel, denn Elfen haben wohl ein besonders großes Herz und nehmen sich gerne anderer Wesen an. In dem Buch war auch ein Beispiel - das kannte er schon von den Tricks. Da war auch immer ein Beispiel für die Nutzung, so war er ja auch auf die Idee mit dem ausgetauschten Rinderbraten gekommen. Und hier in dem Beispiel ging es um einen jungen Kobold der viel zu früh daheim ausziehen musste und der in einer netten Elfe eine tolle Lehrerin fand. Der kleine Kobold im Buch lernte ganz viel von der Elfe. Leider war das Beispiel nicht so lang und es endete damit, dass so ein besonderer Kobold entstand. 

Und da war es wieder, dieses Gefühl nicht genug Antworten zu haben. Was war denn ein besonderer Kobold und wie konnte ihm eine Elfe Kobold-Dinge beibringen? Er seufzte tief und beschloss einfach weiterzulesen. Da hörte er das mittlerweile vertraute Geräusch und dann tauchte auch schon Cara auf. Sie schaute auf ihn und das Buch und meinte nur "Du hast jetzt sicher ein paar Fragen, oder?" Diesmal fühlte er sich nicht mehr unwohl - er wusste jetzt ja, er war nicht der erste kleine Kobold, der Hilfe von einer Elfe bekam. Also sprudelte er einfach so heraus "Warum spricht Du mit den Menschen über mich? Wie kommt es, dass die Frau so nett ist und mir sogar Essen geben will? Warum denken die Menschen, dass ich hilfreich sein kann und doch auch eine Gefahr? Kannst Du mir wirklich helfen alles zu lernen, was ich noch nicht weiß? Kennst Du die Geschichte aus unserem Kobold-Handbuch und kannst mir sagen, was ein besonderer Kobold ist? Wo lebst Du eigentlich und wie weißt Du immer, dass ich gerade etwas denke? Wie machst Du das schöne Geräusch und warum riechst Du immer so gut? Woher kommt Dein Elfenstaub? Und ..."

Hier unterbrach ihn Cara mit einer Handbewegung. "Du hast ja so viele Fragen, die kann ich Dir nicht alle auf einmal beantworten. Aber ich verspreche Dir, Du wirst Deine Antworten bekommen. Manche früher und andere vielleicht später - aber alle, das verspreche ich!"

 





 





8 Kommentare:

  1. Wie muss der kleine Kobold wohl verwirrt gewesen sein, gut dass da noch eine umsorgende Menschenfrau und eine Elfe wohnen die im helfen sich zurecht zu finden.
    Einfach wunderbar geschriben und wir freuen uns bereits auf den nächsten Beitrag.
    Ist für uns wirklich wie Türchen am Adventskalender öffnen nur viel, viel spannender und reichhaltiger.
    Meinen auch unsere zwei Grossnichten, die nun jeden zweiten Tag ein besondere Gutnacht Geschichte haben.
    Ganz herzlichen Dank für die Bereicherung sagen Ayka mit Erika

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    1. Das freut mich dann gleich doppelt ... und ich hoffe, es gefällt euch auch weiterhin.

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  2. Also ich habe jetzt genau so viele Fragen wie Shadow und in gespannt auf die Antworten.
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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  3. Schöööön!!!! Ich freue mich auf den nächsten Teil….

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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    1. Damit habe ich mein Ziel ja erreicht ... meine Leser neugierig machen ;)

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  4. Liebe Isabella,
    der kleine Kobold ist aber auch wirr im Kopf und besonders liebenswert.
    Es macht sooo viel Spaß zu lesen.
    Manchen Teil habe ich schon 3x gelesen.
    Viele liebe Grüße von Heidi

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    1. So ein Kobold kann halt nicht immer seine Gedanken so gut sortieren ;) Es freut mich, dass Dir die Geschichte auch Spaß macht!

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