"Lass uns vielleicht erst mit den Menschen hier im Haus anfangen und warum ich mit ihnen über Dich geredet habe!" sagte Cara und dann fing sie an zu erzählen. Hier lebten wohl besondere Menschen, denn nicht jeder könne magische Wesen sehen und nur ganz wenige könnten mit magischen Wesen sprechen.
Cara erzählte, dass sie schon lange hier im Haus leben würde - schon bei den Großeltern der Frau hatte sie hier ihr Heim gefunden. Während sie so erzählte fühlte Shadow, dass sie traurig wurde. Er rückte etwas näher an Cara heran und fragte ganz vorsichtig: "Warum hast Du denn hier Dein neues Heim gefunden? Müssen Elfen auch bei Ihren Müttern ausziehen?" Cara schaute ihn ganz verwundert an - und er merkte, dass Sie überlegte was er wohl meinte. Dann hellte sich ihr Gesicht auf und sie erwiderte lächelnd: "Du hast also schon ein Kobold-Meisterstück vollbracht und musstest deshalb so früh von deiner Mutter weg. Das erklärt natürlich alles! Bei uns Elfen ist das ganz anders ... aber das erzähle ich dir später."
Und wieder sprach Cara von den Menschen hier im Haus. Von den Großeltern, den Eltern und der jetzigen Familie. Alle hatten die besondere Begabung mit magischen Wesen zu sprechen und so waren die Menschen einfach irgendwann zu Caras Familie geworden. Sie halfen sich gegenseitig und sie lebten miteinander. Shadow wunderte sich, denn er konnte sich nicht vorstellen was ein Mensch wohl für ein magisches Wesen tun konnte. Aber Cara erzählte so spannend, da hörte er lieber weiterhin zu und machte sich weniger Gedanken. Es ging um eine lang vergangene Zeit in der alle Wesen friedlich miteinander gelebt haben und jeder seinem Tagwerk nachging ohne dabei zu vergessen, dass man auch anderen helfen konnte. Shadow fühlte sich in eine andere Zeit versetzt.
Irgendwann hörte Cara mit ihrer Erzählung auf und schwieg einfach. Shadow merkte erst jetzt, dass er fast eingeschlafen war - und vielleicht hatte er auch den letzten Teil ihrer Erzählungen schon nicht mehr richtig mitbekommen. Das war ihm sehr peinlich. Aber Cara schaute ihn an und meinte nur, das wäre vielleicht für die erste Lehrstunde alles etwas zu viel gewesen.
Dann schlug sie ihm vor, künftig die Tage etwas strukturierter zu verbringen. Morgens plante sie ihm erst etwas über die unterschiedlichen Wesen beibringen, danach wollte sie ihm in der Natur helfen seine Zaubereien zu verbessern. Außerdem war es seine Aufgabe jeden Tag etwas im Koboldhandbuch zu lesen, was sie dann nach dem Mittagessen mit ihm durchsprechen würde - wenn er Fragen hätte. Shadow fand die Idee sehr gut - denn so war er sicher, dass er nicht so lange alleine war. Er fühlte sich in der Nähe von Cara wohl und das wollte er so lange wie möglich haben.
Aber da erinnerte er sich, dass sie ganz am Anfang gesagt hatte, sie wollte ihm erklären, was es mit den Menschen hier im Haus auf sich hatte und warum sie über ihn geredet haben. Also fragte er vorsichtig noch mal nach: "Die Menschen im Haus meiner Mutter haben uns Kobolde überhaupt nicht bemerkt und geredet hat da auch keiner mit uns. Nur manchmal habe ich sie schimpfen hören, wenn ich einen kleinen Streich gemacht habe oder wenn meine Mutter etwas zu essen für uns besorgt hat. Nur Reste haben die uns in den Stall gegeben - davon konnten wir alle nicht wirklich satt werden. Warum sind die Menschen hier so anders?" Cara schien nachzudenken, was sie dazu sagen konnte.
Sie meinte dann, dass es vielleicht für den ersten gemeinsamen Tag doch zu viel sei und er einfach erstmal hinnehmen müsste, dass es so ist. Sie sagte ihm was am wichtigsten für das Zusammenleben war. Die Menschen würden ihm gerne jeden Tag sein Essen geben und auch seine Milch. Er solle nur keinen zu großen Schabernack in Haus anstellen. Alles andere würde er im Lauf der Zeit lernen und auch herausfinden.
Wirklich zufrieden war Shadow damit nicht, aber er merkte, weitere Fragen würden hier nicht helfen. So sagte er nur, dass es vielleicht an der Zeit wäre, noch etwas in seinem Koboldhandbuch zu lesen, damit er auf den nächsten Tag und die ersten Unterrichtsstunden auch vorbereitet war. Cara musste lächeln und nickte ihm zu, dann verschwand sie wieder. Und Shadow hatte keine Ahnung, wo sie war - irgendwann musste er mal nachfragen, wo denn ihr Rückzugsort war.
Schnell vertiefte er sich in sein Buch und suchte nach den ältesten Geschichten die er finden konnte. Er wollte mehr erfahren über die Zeit von der Cara ihm erzählt hatte. Aber beim Durchblättern fand er nichts davon, so überlegte er schon, ob das vielleicht gar keine echte Geschichte war, die sie ihm da erzählt hatte. Er wollte das Buch schon zuklappen, als ihm etwas in Auge fiel "Über die Zeit vor der Zeit". Das hörte sich doch alt an und lange her - so blätterte er zu der Seite. Zu seiner Überraschung stand dort nur ein kurzer Text: In der Zeit vor der Zeit lebten alle Wesen freidlich zusammen und teilten sich alles. Jeder half jedem und es gab keinen Streit, keinen Neid und keine Unterschiede. Jeder konnte etwas Besonderes und nutzte diese Fähigkeit. Als aber die Zeit kam, änderte sich alles und die Unterscheidung und Bewertung der Wesen fing an. Das betraf magische und nicht-magische Wesen. auch der Glaube an die Magie wurde weniger - es ist eine dunkle Zeit. Aber es ist prophezeit, dass sich bald alles ändert und die neue Zeit beginnt.
So ein kurzes Kapitel hatte er in seinem Koboldhandbuch noch nie gesehen - und eines, dass so wenig aussagte und doch so verwirrend war. Vielleicht hatte Cara wirklich recht und er sollte sich gedulden. Schon wollte er weiter durch das Buch blättern, da hörte er die Menschenfrau nach ihm rufen. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Sie sah ihn auch gleich und fragte ganz freundlich: "Willst Du vielleicht ein Stück von meinem ganz frischgebackenen Kuchen und ein Glas Milch? Dann komm doch mit in die Küche zu uns." Sie drehte sich um und ging einfach. Shadow war sich nicht sicher was er jetzt tun sollte. Kuchen kannte er nur aus Erzählungen seiner Muter, die hatte davon geredet als gäbe es nichts Besseres auf der Welt. Aber so ganz ohne Cara zu den Menschen gehen, das traute er sich nicht wirklich. Wobei ein Glas Milch jetzt auch prima wäre - dann hätte er auch mehr Energie zum Lernen. Er sprach sich selbst Mut zu und machte sich ganz vorsichtig auf den Weg in die Küche. Je näher er kam, desto mehr stieg ihm ein ganz köstlicher Duft in die Nase - so musste der Himmel wohl duften. Kurz vor der Küchentüre hielt er noch mal an, holte tief Luft und nahm seinen ganzen Mut zusammen ... dann trat er ein. Die zwei Menschen saßen am Tisch und schauten ihn freundlich an. Die Frau stand auf und holte etwas. Dann bückte sie sich neben ihren Tisch und stellte es dort ab. Als Shadow genauer hinschaute, erkannte er, dass sie wohl für ihn einen kleinen Tisch mit einem Hocker gebaut hatten - auf dem Tisch stand ein Glas Milch und das daneben war wohl der Kuchen. Vorsichtig ging er hin und sog den guten Geruch weiterhin ein. Da hörte er das dröhnende Lachen des Mannes, der meinte: "Dein Kuchen schmeckt nicht nur gut - er muss ganz besonders duften. Hörst Du wie unser kleiner Kobold den Duft einsaugt?" Shadow wurde ganz verlegen, er hatte nicht gedacht, dass man merken würde wie intensiv er schnupperte.
Schon hörte er aber auch die sanfte Stimme der Frau, die ihrem Mann sagte, dass Shadow vielleicht noch keinen Kuchen kannte oder keinen, der so roch. Er solle den Kleinen nicht verunsichern, dass wäre nicht nett. Dann bückte sie sich kurz zu ihm herunter und meinte nur "Lass Dich nicht ärgern und genieße Deinen Kuchen. Ich freue mich, wenn es dir schmeckt!"
Shadow nahm ganz vorsichtig ein Stück in den Mund und da wusste er sofort, was seine Mutter gemeint hatte. Kuchen war etwas ganz Besonderes und er freute sich, dass er ein schönes Stück davon für sich alleine hatte. Er ließ sich jeden weiteren Bissen genussvoll auf der Zunge zergehen - und er war sehr glücklich darüber, dass er dieses Haus gefunden hatte. Er war sicher, wer so etwas Gutes herstellen konnte, der musste wirklich ein besonderer Mensch sein. Er hatte das letzte Stück des Kuchens gegessen und leckte gerade noch die Krümel von seinem Teller, da hörte er wieder das dröhnende Lachen des Mannes "Dein Kuchen ist so gut, der kleine Kerl leckt sogar seinen Teller ab. Wahrscheinlich hat er noch Hunger. Gib ihm lieber ein zweites großes Stück - er soll ja auch noch wachsen."
Shadow schaute ganz vorsichtig nach oben. Die Menschenfrau schaute zu ihm runter - da hielt er seinen Teller hoch und fragte mit dünner Stimme "Kann ich wirklich noch etwas davon haben?" Die Frau lachte und nahm seinen Teller. Er dachte schon, der Mann hätte nur einen Witz gemacht - aber da kam die Frau zurück und gab ihm seinen Teller wieder mit noch einem großen Stück von dem köstlichen Kuchen. Er nahm es und fing gleich wieder an zu essen. Da hörte er das sanfte Geräusch, dass immer anzeigte, das Cara irgendwo aufgetaucht war. Sie stand vor ihm und schaute ihn erwartungsvoll an. Da er nicht sicher war, was sie wollte, fragte er vorsichtig "Möchtest du etwas von meinem Kuchen? Der ist so gut, so etwas Gutes habe ich noch nie gegessen"
Jetzt lachte Cara laut und meinte nur, er könne seinen Kuchen ruhig alleine essen. Aber es wäre nett, wenn er sich bei der Menschenfrau wenigstens für das zweite Stück bedanken würde. Auf die Idee wäre er nie gekommen - aber Cara hatte schon recht. So streckte er den Kopf etwas hoch und sagte ganz artig noch Dankeschön. Jetzt drehte sich auch Cara um und schaute die Frau an und meinte Kann ich bitte auch noch ein Stück Kuchen habe? Ich wollte ja schon früher zurück sein, aber ich musste so viele Umwege machen." Shadow fiel auf, dass die Menschen gleich viel besorgter aussahen. Und der Mann fragte dann auch gleich, ob alles gut gegangen sei. Cara beruhigte ihn und meinte nur, es hätte wohl keine Probleme geben, aber sie hätte auf dem Rückweg ein ungutes Gefühl gehabt und sei deswegen nicht direkt von dem Treffen wieder hierher gekommen.
Gerne hätte Shadow gefragt, was für ein Treffen und was überhaupt los war - aber er dachte, wenn er nur still zuhören würde, dann würde er vielleicht auch etwas herausfinden.
Hallo Zusammen,
AntwortenLöschenwir könnten uns daran gewöhnen, so jeden zweiten Morgen eine so spannende Morgengeschichte zu erhalten. Eigentlich sind ja Gutnacht Geschichten für Kinder eher bekannt. Aber glaubt mir - auch ältere Wesen geniessen es sehr - in so spannende Geschichten von Kobolden, Elfen und ihren Menschen einzutauchen.
Das mit dem kleinen Tischchen und dem Kuchenstücken ist einfach wieder allerliebt und wir würden uns am liebsten dazusetzten.
Mit lieben Dankegrüssen Ayka mit Erika - unser Tag hat dank eurer Geschichte mit einem innigen Schmunzeln begonnen
Ich freue mich, dass die Geschichte so gut ankommt - nd ich war beim Schreiben wirklich versucht, einigeTeile mehr zu schreiben ;) Aber vielleicht geht es ja irgendwann auch wieder wieter ... oder es kommt mal eine neue Geschichte! Jetzt gilt es aber, diese zu beenden - ixh hoffe, ihr habt weiterhin Freude.
LöschenDie Zeit vor der Zeit ist eine tolle Idee. Hier gibt es nur eine Zeit vor Sockes Einzug, aber die war - weil Sicke fehlte- nicht immer die beste Zeit….
AntwortenLöschenIch freue mich auf übermorgen
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Ja - die Zeit ... ich bin gespannt, wie es damit weitergeht ;) Am meisten freut mich, dass Du Dich af den nächsten Teil freust!
LöschenLiebe Isabella,
AntwortenLöschenoho, Teil 5 und ich hab bei 4 auch noch nicht kommentiert.
Dabei bist du so nett und lässt immer einen Tag dazwischen, weil die Zeit so flitzt :-)
Ich lese meist im Bett und da es mit dem Kommentieren mit dem Handy oft nicht klappt, gerate ich so sehr in Rückstand.
Ich kann mich nur wiederholen, du solltest ein "Zauberbuch" schreiben.
Die Geschichte ist so niedlich <3.
Liebe Grüße Heidi
Wer kann schon sagen, was daraus wird ;) Im Moment habe ich viel Spaß an der Geschichte - auch wenn ich aufpassen muss, dass ich nicht zu weit aushole ... Ideen für ein ganzes Buch gibt es sicher!
LöschenNa jetzt bin ich aber auch gespannt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Auenländerin
Es geht ja bald weiter ;)
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