Sonntag, 12. Dezember 2021

Weihnachtsgeschichte 2021 - Teil 6

 


Und seine Geduld sollte sich auszahlen. Gerade die Menschen schienen vergessen zu haben, dass er noch da war. Der Mann fragte Cara nach den Treffen. "Wie war die Stimmung? Erzähl doch schon und lass uns nicht so zappeln."

Cara schluckte ihr letztes Stück Kuchen hinunter und berichtete dann. Es waren sehr viele dageween, viel mehr als bei den letzten Treffen. Ein Kobold war vorgetreten und hatte von seinen guten Erfahrungen mit Menschen erzählt und dann von "DENEN" die das nicht zulassen wollten. Dann häte er gefragt, ob denn wirklich niemand wüsste wo man noch suchen sollte ... aber er beendete den Satz nicht wirklich, sondern meinte nur alle müssten mehr tun. Einige andere Kobolde erzählten dann noch, was "DIE" ihnen angedroht hätten. Cara schüttelte sich bei der Erinnerung an das Erzählte und wurde still.  

Wie gerne hätte Shadow jetzt Fragen gestellt, aber er merkte, dass es unpassend wäre. Außerdem hatte er das Gefühl, alle hätten vergessen, dass er noch da war und zuhörte. Das wollte er auf keinen Fall ändern. Die Stille fühlte sich aber sehr bedrückend an und es dauerte lange, bis der Mann wieder sprach "Du bist ja der Meinung, die Zeit wäre bald gekommen und Du musst es wissen. Ich hoffe, Du irrst Dich nicht. Aber Dein Gefühl hat Dich noch nie betrogen, also werden wir uns weiter vorbereiten." Dann stand er auf und ging einfach weg. Auch die Frau erhob sich jetzt auf und fing an den Tisch abzuräumen. Als ihr dabei etwas auf den Boden fiel, hob Shadow es auf und kam damit unter dem Tisch hervor. Cara schaute ihn mit großen Augen an. Er konnte fühlen, dass es ihr nicht recht war was er alles gehört hatte. Er tat daher so, als wäre überhaupt nichts gewesen und legte das Besteck auf den Tisch. Dann streckte er sich und sagte, er ginge jetzt noch etwas lernen.

Als er zu seinem Lager kam war Cara schon da. Er sollte unbedingt auch üben, wie er sich irgendwo hin wünscht - das sollte sogar das erste sein, was er besser können sollte. Erwartungsvoll schaute er Cara an, er hoffte sie würde ihm mehr erzählen - vielleicht seine vielen Fragen erahnen und beantworten. Aber das passierte nicht. Stattdessen fragte Cara ihn, ob er von dem kurzen Kapitel über die "Zeit vor der Zeit" enttäuscht war. Woher wusste sie nur, was er gelesen hatte? Er dachte nach und fragte dann: "Haben DIE etwas mit der Zeit nach der Zeit zu tun?" Erstaunt sah er ein Lächeln über das Gesicht von Cara huschen, damit hatte er nicht gerechnet. Sie hatte so besorgt ausgesehen, als sie von dem Treffen und den Berichten über DIE geredet hatte. Ihre Augen glitzerten leicht als sie meinte: "Bevor Du mehr über DIE und die Zeit erfährst solltest Du noch andere Dinge lernen. Fangen wir doch damit an, dass Du Dich nicht wirklich an einen andern ort wünschen kannst. Das sollte jeder noch so kleine Kobold können." 

Und dann erklärte sie ihm ganz langsam, wie das Wünschen an eine andere Stelle funktionierte. Er hörte ihr zu und folgte Ihren Anweisungen: "Zu Anfang schließe Deine Augen, aber nicht zusammenkneifen. Versuche Dir jetzt den Ort vorzustellen an dem Du sein willst. Wenn es ein Ort ist an dem Du schon warst, dann erinnere Dich an Einzelheiten. Wenn es ein fremder Ort ist, dann stelle Dir vor was Dich dort erwartet und warum Du dort hin willst. Dann fühle den Ort - überall gibt es andere Gerüche, Farben, Geräusche und Gefühle. Wenn Du soweit bist, dann sage ein leises ACOLO - und dann bist Du auch schon dort." Shadow saß mit geschlossen Augen da. Er versuchte sich vorzustellen, wo Cara lebte. Er fühlte Farbe und Ruhe und Kraft und er roch ihren ganz eigenen Duft, er hörte ihre sanften Geräusche. Dann murmelte er leise "Acolo" und als er die Augen vorsichtig öffnete, da war er an einem Ort, den er sich so schön nie erträumt hätte. Er schaute sich um, denn eigentlich hatte er erwartet, dass Cara auch gleich hier auftauchen würde. Aber er war allein. So nahm er sich die Zeit, alles in sich aufzusaugen - goldenes Licht, helle Farben, Schnee vor dem Fenster ... da wurde ihm klar, er war nicht mehr im Haus der Menschen. Aber Cara hatte ihm doch gesagt, sie würde bei den Menschen leben. Es hatte wohl wieder nicht richtig funktioniert, er war wieder nicht dort gelandet wo er eigentlich hin wollte. Als er auch noch hinter derTür ein dröhnendes "Hohoho" hörte, da chloss er schnell die Augen, dachte an sein kleines Lager und murmelte "ACOLO". Diesmal klappte es perfekt. Er war zurück am Ausgangsort und Cara war auch noch da.

Er erzählte Cara zwar nicht, wo sein Ziel gewesen war, aber er sagte, dass es noch nicht so geklappt hatte wie er es sich wünschte. Sie schmunzelte nur und meinte, er solle vielleicht mit naheliegenden Räumen anfangen - wie der Küche oder dem Stall. Aber für heute wäre es eigentlich auch schon genug. Es würde bald dunkel werden und damit auch Schlafenszeit. Sie schüttelte ihm sein Kissen auf, schaute zu wie er sich hinlegte und blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war.

Am nächsten Tag fing Cara wirklich an mit ihm zu arbeiten und zu lernen. Die folgenden Tage waren dann alle sehr ähnlich und Shadow fühlte sich immer wohler. Am Morgen bekam er ein gutes Frühstück von den Menschen, dann kam Cara und sie erzählte ihm jeden Tag etwas Neues und Spannendes über die vielen verschiedenen magischen Wesen. Cara fing mit den bedeutenden Wesen an wie dem Weihnachtsmann, dem Osterhasen und den Einhörnern. Nie hätte Shadow vermutet, dass der Weihnachtsmann so wichtig war. Er war der Hüter des Gleichgewichts zwischen den magischen und nicht-magischen Wesen. Seine Geschenke sorgten dafür, dass auch die Magie verteilt wurde und zwar auch immer etwas an die ganzen Menschen - in Form von Glück, besonderen Momenten und Liebe. Und auch der Osterhase war so wichtig. Er war der Vermittler zu den Tieren und Pflanzen und seine Magie war heilend. Die Einhörner waren auch wichtig, sie speichrten noch uneife Magie, damit die keinen Schaden anrichten konnte.

Den meisten Spaß aber hatte Shadow am zweiten Teil des Vormittags. Da durfte er zaubern und in der Natur auch seine Späße machen. Cara lehrte ihn die Worte der Magie. Er konnte mit einem Gedanken und einem Wort so viel erreichen. Seine Mutter hatte ihm wirklich ganz vieles nicht beigebracht, das merkte er jetzt. Sie hatte auch nie etwas von den Wörtern gesagt - sie hatte ihm nur die Gedanken beigebracht. Aber mit den Wörtern war alles viel einfacher. Er konnte sich sogar schon perfekt im ganzen Haus hin - und herwünschen ... er kam immer an der richtigen Stelle an.

Manche dieser Zauber waren wirklich hilfreich auch für die Menschen. So sorgte jetzt Shadow immer für Feuerholz - er schaute einen dickeren Ast fest an, stellte sich vor, wie die kleinen Stücke davon neben dem Ofen liegen würden und murmelte nur DESPARTI. Und schon war für den ganzen Tag genug Holz kleingemacht ... nur ins Haus musste es noch gebracht werden. Auch um das Essen mussten sich die Menschen viel weniger sorgen. Wenn er sah, dass es nur eine Wurst für alle gab, dann schaute er sie fest an und stellte sich vor, sie wäre größer. dann sagte er nur MARE - und schon wurden sie alle satt. Nur einmal übertrieb er dabei. Er hatte sich vorgestellt, der ganze Boden des Hauses wäre mit dem leckeren Kuchen bedeckt und dabei musste er irgendwas gemurmelt haben ... jedenfalls haben nicht alle gelacht und Cara hat ihm auch nicht erlaubt, den ganzen schönen Kuchen einfach aufzuessen. Sie hat ihm gleich ein neues Wort beigebracht MIC und damit war der Kuchen dann wieder ganz klein.

 Shadow fragte sich aber auch, warum seine Mutter nicht auch solche Zauber genutzt hatte um sie alle satt zu bekommen. Es wäre doch enfacher gewesen, etwas größer zu machen, als Essen zu stehlen oder eben auf Koboldart zu beschafffen, indem sie etwas naders hinzauberte. Er fragte sich, ob seine Mutter vielleicht überhaupt nicht so gut zaubern konnte.

Er lernte auch, dass es Zauber gab, die nur Kobolde beherrschten und andere, die nur Elfen konnten. Um manche davon beneidete er Cara sehr. Sie konnte einen einfachen Ast erblühen lassen und Blüten in allen Farben des Regenbogens darauf verteilen - CULORI hatte sie gesagt. Als er das probierte wurden die Menschen im Haus erst blau, dann grün, dann gelb und zum Schluss rot. Und Cara musste einen Heilungszauber aussprechen um das zu beenden - wenigstens konnte Cara alle seine Zauber ungeschehen machen.

Aber natürlich musste er auch andere Sachen machen. Und so ging es nach den tollen Zauberstunden draußen dann auch wieder mit dem trockenen Lernen weiter. Jeden Tag musste er etwas in seinem Koboldhandbuch lesen und konnte Cara dann Fragen dazu stellen - wenn ihm keine Fragen einfielen, dann stellte Cara ihm Fragen. Sie wusste immer, was er gelesen hatte und sie ahnte oft auch, was er wissen wollte. 

Während dieser wunderbaren Tage fiel Shadow auf, dass sein Koboldhandbuch immer dicker wurde. Es schien so, dass es mit allem was er lernte immer mehr gab, was er noch lernen konnte. Eines Morgens lagen dann auf einmal zwei Bücher da - ein dickes und ein dünneres. Ganz aufgeregt rief er nach Cara. Die tauchte auch gleich auf und musste lachen, als sie den Grund für sein Rufen erfuhr. Sie erklärte ihm, dass er jetzt so weit sei mehr über die Magie zu erfahren. Daher wäre ihm jetzt auch der zweite Teil des Handbuchs erschienen. Ab sofort müssten Sie dann wohl mehr Zeit damit verbringen die magischen Worte zu lernen - und vielleicht weniger Zeit mit den Erzählungen über die magischen Wesen. Das enttäuschte Shadow sehr. So gerne er es mochte neue magische Worte zu lernen, genoss es doch sehr, wenn Cara ihm etwas über die vielen magischen Wesen erzählte. Sie konnte das Gefühl in einem wecken, dass es nicht nur eine Lehrstunde war - bei Cara dachte man immer, sie würde wirklich jedes magische Wesen persönlich kennen. Gerade jetzt waren sie mit den Einhörnern fertig und Cara wollte mit dem magischen Rat weitermachen.

Shadow wagte einen Einwurf: "Ich finde es aber so schön, wenn Du mir von den magischen Wesen erzählst!" Cara war jedoch nicht umzustimmen. Sie meinte nur, er könne ja in seinem Handbuch über die Wesen lesen und dann würde sie gerne mit ihm darüber reden und seine Fragen beantworten. Jetzt wäre Zeit für das Frühstück ... und weg war sie.



 


12 Kommentare:

  1. Hallo Nordländer im Elfen und Koboldenland
    heute hat uns das mit dem Wünschen angesprochen, das mit den Gedanken funktioniert bei mir nicht immer optimal (Wurstvermehrung). So eine Elfe die Methoden und Wörter kennt, wäre manchmal schon sehr hilfreich. Das mit dem Tortenboden ist so köstlich, das Bild konnte ich mir bestens vorstellen.
    Euh einen wunderbaren Wintersonntag wünschen die Ayka von eingeschneiten Jurasüdfuss










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    1. Ach wir haben manchmal so unsere Probleme mit dem Wünschen ... nd eine Elfe wäre auch hier willkommen ;) Es freut mich sehr, dass ihr die Geschichte gerne lest!

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  2. Was für ein schöner Teil der Geschichte..... ich bin ganz gerührt und beneide Dich um Deine Fantasie und Dein Talent, dies zu Papier zu bringen. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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    1. Ich hoffe, es gefällt Dir auch weiterhin - teilweise musste ich meine Fantasie beim Schreiben auch wieder einfangen .. sonst hätte ich wohl so viele Teile geschrieben, dass es bis nächstes Weihnachten gereicht hätte ;)

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  3. Leo wünscht sich gerade auch eine Wurst vergrößern zu können und einen Fußboden voll Kuchen. Ich wünsche mir den nächsten Teil dieser zauberhaften Geschichte
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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    1. Ich muss zugeben, manche Zauber würde ich auch gerne beherrschen - aber da muss man wohl in Kobold oder eine elfe sein :) Aber wenigstens den Wunsch nach dem nächsten Teil der Geschichte kann ich Dir erfüllen!

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  4. Liebe Isabella,
    die Geschichte ist sooo niedlich, ich lese in Blogs nicht so gern viel Text, aber hier ist es so spannend, dass ich IMMER via PC noch einmal lese, obwohl ich das im Handy schon gelesen habe.
    Ich bewundere dich - Kompliment !!
    Viele liebe Grüße von Heidi

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    1. Vielen Dank für das Kompliment - es macht aber auch Spaß zu schreiben und seiner Fantasie mal so richtig freien Laf zu lassen.

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  5. Liebe Isabella,

    nun bin ich endlich auf dem Laufenden mit Deiner tollen Geschichte. Sie gefällt mir sehr, so ein lieber Kobold und so eine liebe Elfe.

    Ich werde jetzt erst mal Socksi auch etwas Magie beibringen, dann kann er meine Caipis und Schokolade vergrößern. ;-)

    Liebe Grüße von der Monstermeute

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    1. Ich hoffe, es steckt etwas Kobld oder Elfe in Socksi ... sonst wird das nichts mit dem Vergrößerungszauber - habe ich selbst getestet ;)
      Ich freue mich, dass auch Du die Geschichte magst.

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  6. Ich hab's doch gewusst, dass es den Osterhasen doch gibt! :-)
    Liebe Grüsse
    Nadine mit Ciarán

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